Was machst du da eigentlich?
Die Arbeit als Make-up Artist
Diese Frage bekam ich in letzter Zeit immer häufiger zu hören und nach einem ganz besonderen Anlass war ich es mir nun selbst schuldig, darauf zu antworten.
Vor kurzem kam eine Braut zu mir, die sich gerne für ihre Hochzeit schminken lassen wollte. Nach dem üblichen Vorgespräch trafen wir uns zum Probemake-Up und sie erzählte mir, dass ich nun schon die dritte Person sei, bei der sie sich schminken lies. Vorher war sie bereits bei einer großen Parfümerie und einem Make-up Store, doch jedes Mal ging sie ein paar Euro leichter und unzufrieden raus… Mein erster Gedanke war natürlich „Oh je, die wirst du auch nicht glücklich machen können…“ und das erklärte auch ihren anfänglichen Schock über meinen Preis und ihre Versuche, mich „runterzuhandeln“.
Ich nahm mir also noch mehr Zeit und fragte sie nach den Gründen und weshalb sie so unzufrieden war. Und hier kommt auch schon mein erster Überlebenstip einer MUA (Make-Up Artist): Hör deinen Kundinnen ganz genau zu! Lass dir zur Not Beispiele zeigen, was sie genau möchte und frage nach! Oft liegen zwischen den Beschreibungen einer Kundin und dem was du daraus hörst, Welten. Und da fangen die ersten Probleme an, die sich durch ein vernünftiges Gespräch optimal klären lassen.
Nach den Erzählungen der Kundin war mir klar, was sie sich unter Brautmake-Up vorgestellt hat und weshalb es bei ihr am Ende nicht funktioniert hat.
Und schon kamen wir zum zweiten wichtigen Punkt: Hygiene sollte dir als MUA ins Blut übergegangen sein und saubere Pinsel und ein aufgeräumtes Kit sollten selbstverständlich sein. Du weisst, wie oft ich mich hier über Läden und diese Schminkfrauen aufrege, die mit ihren dreckigen Pinseln an mein Gesicht wollen. Das ist nicht nur ekelig, sondern auch absolut unhygienisch und sollte abgemahnt werden! Ja, ich bin da sehr rigoros!
Bei meinen aller ersten Schritten gab es einen lustigen Zwischenfall, der mir für immer im Gedächtnis bleiben wird. Ich war ebenfalls auf einer Hochzeit und hatte gerade die Braut und die Brautjungfrauen fertig. Jetzt saß die Schwiegermutter in Spe vor mir und wartete auf ihr Make-Up. Die Pinsel, damals hatte ich noch nicht so viele wie heute, reinigte ich zwischendurch und desinfizierte sie mit Alkohol. Während ich nun die gute Frau schminkte, nahm sie mich bei der Hand und flüsterte: „Haben sie getrunken?“ Völlig perplex versuchte ich ihr zu erklären, dass das die Pinsel seien, doch sie zwinkerte mir nur verschwörerisch zu und sagte: „Natürlich“…
Aber besser so, als eine Bindehautentzündung oder eine Hautinfektion. Ich bin mir sicher, die gute Frau erzählt heute noch von der „betrunkenen“ MUA auf der Hochzeit ihrer Schwiegertochter…
Hier kommt ein weiterer Tip: Arbeite schnell und effizient! Bei größeren Aufträgen hast du eventuell nur 45-60 Zeit für ein Make-up und das muss dann sitzen. Dazu musst du Farbtheorie, Augen- und Gesichtsformen perfekt verinnerlicht haben und auf alle Hauttypen vorbereitet sein.
Die zukünftige Braut, die vor mir saß hatte ein schwieriges und sehr unruhiges Hautbild, war sehr hell und hatte starke, bläuliche Augenschatten.
Das führt mich zwangsläufig zu deinem Werkzeug, deinem Kit. Dieses sollte gefüllt sein, mit qualitativ hochwertigen Produkten, die du richtig einzusetzen weisst. Du musst wissen und verstehen, wie man die Produkte mixen muss, um das zu bekommen, was gewünscht ist. Und vor allem, wie man bestimmte Produkte richtig aufträgt und einsetzt. Ein prall gefülltes Kit, mit den neusten coolen Produkten bringt dir gar nichts, wenn du damit nicht vernünftig arbeiten kannst. Denn nicht die Menge an Lidschatten oder Lippenstiften definiert, wer gut in seinem Job ist und wer nicht.
Eine Empfehlung meinerseits: neutrale, matte Töne eigenen sich fast immer und du solltest deine Produkte regelmäßig aufbrauchen und nachkaufen. „Produktleichen“, die in deinem Koffer rumfliegen und nie genutzt werden sind absolut unnötiger Ballast. Nur wenn du deine Materialien kennst und weißt und vor allem auch erklären kannst, warum du was wie einsetzt, oder verstehst wie z.B. Licht Make-up beeinflusst, bist du in deinem Beruf angekommen.
Meine Kundin fand die Idee schön, sich nur mit High-End Produkten schminken zu lassen, musste allerdings in der Parfümerie feststellen, dass die MUA nicht wusste, wie das Make-up auf Fotos wirkte. Und im Make-up Store hatte die MUA zwar eine gefühlte Tonne an Auswahl, doch leider war sie angesichts der Masse selbst überfordert und verwandelte die Braut in eine Dragqueen.
Nach unserem Termin war die Kundin zufrieden und ich durfte sie auch tatsächlich an ihrem Hochzeitstag schminken.
Doch ich konnte den Vorfall nicht vergessen, denn die Sorge einer solchen Situation meinersteits, blieb. Also eine Bitte an alle zukünftigen Kundinnen, sprecht mit mir und euren MUAs! Kommunikation ist hier, wie in allen anderen Lebenslagen auch, DER Schlüssel um Missverständnisse zu vermeiden.
Also was mache ich eigentlich?
Ich arbeite in dem Beruf, der mich glücklich macht und mich erfüllt. Ich kann andren Frauen eine Freude machen, in dem ich sie schminke, ihnen Tipps gebe und ihnen zuhöre. Ich darf mich den ganzen Tag mit Make-Up beschäftigen und lerne bei jedem neuen Job interessante und kreative Menschen kennen. Kurzum: Ich mache das, was ich liebe!
Ich finde deinen Beruf wunderbar und schöne Make-ups zaubern kann nicht jeder!
AntwortenLöschenToller Bericht :)
AntwortenLöschenIch gebe dir recht! Dieser Beruf ist weltklasse! Ich befinde mich zwar noch in der Ausbildung, aber auch ich sehe die glücklichen Gesichter meiner Modelle, und das macht mich so unfassbar stolz und glücklich.
AntwortenLöschenEin wahnsinnig toller Beitrag, super geschrieben und durchdacht. Von dir würde ich mich schminken lassen :)
AntwortenLöschenSuper Beitrag. Ich find den Beruf so faszinierend und toll. Ich hab schon einige male mit dem Gedanken gespielt eine MUA Ausbildung zu machen weil ich es spannend finde andere zu schminken, immer neue Herausforderungen zu haben und anderen Tips geben zu können.
AntwortenLöschenIch schminke immer wieder Freundinnen und mach das wirklich gern. Lustigerweise lass ich mich von niemandem schminken.
Zuhören ist auch echt wichtig. Eine Kollegin hat sich in einem Studio mal schminken lassen und sagte "dezent" da sie sich sonst auch kaum schminkt. Die Tante meinte es dann gut und hat das volle Programm aufgefahren. Als sie dass erzählt hat und meinte sie kam sich vor wie ein Clown, dachte ich mir auch "Man kann doch auch jemandem, der sich sonst nie schminkt, keine Tonne Foundation ins Gesicht hauen". Kommunikation ist wirklich das A und O und wenn ich 15 Minuten nur damit verbringe nach Farben, Vorlieben und No-Gos frage. Es spart doch am Ende Zeit und nerven wenn ich alles weiß und das Ergebnis so ist wie es gewünscht wird.
LG
K.ro